Der Rest von Italien

Der Rest von Italien/eine Entscheidung/die Tourismusmeile

Am Abend von Eugens Rückkehr zu unserem Heimatplatz (er brachte Frede nach Mailand und ist einen Tag später mit BlaBlaCar zu uns zurückgekommen) hatten wir eine Unterhaltung. Unser Thema war unsere geplante Route und unsere damit verbundenen Wünsche. Nach einiger Zeit Diskussion und Meinungsaustausch wussten wir alle, dass wir keine so große Lust mehr hatten, extra auf die andere Seite Italiens, und damit nach Rom zu fahren. Denn das hieß für uns noch viele, viele km zu schrubben – immer noch war es ziemlich kühl – der Frost lag jeden Morgen auf unseren Zelten – und dazu Bundestraße und die Apenninen.
Als wir die restliche Strecke direkt nach Bari, unserem angestrebten Fährhafen, genauer anschauten, merkten wir, dass es NUR noch Bundesstraße zu fahren wäre, zumindest ab Ancona… …also – warum eigentlich nicht…
ANCONA wurde also unser nächstes Ziel – 200 km Strandpromenade, Hafenstädte und Bundesstraße…
Auf unserem Weg dorthin kamen wir durch zwei Städte, Ravenna und Comacchio – diese beiden Städte waren zumindest für mich die ersten, die mich auf irgendeine Art und Weise in ihren Bann gezogen haben, die ich schön, atmosphärisch, anders als die vorherigen fand. In Ravenna z.B. fuhren ganz viele Menschen Fahrrad und wir hatten sehr nette Unterhaltungen. Ich hatte endlich das Gefühl, auch Städte in Italien können anziehend sein 😉
Später sind wir Kilometer um Kilometer an einer Strandpromenade entlang gefahren, die vor allem auf den deutschen und russischen Tourismus ausgelegt war. Hotels reihten sich aneinander, Bars, Restaurants, Pizzerien – der komplette Strandbereich war mit „Bagnas“ überzogen – wohl auch so eine Art Bar. Das war wirklich Wahnsinn – und wiedermal zum Glück, fuhren wir im Winter 😉
Später kam noch ein Stück Bundesstraße, aber wir haben gemerkt, wie abgehärtet wir inzwischen gegen Autosmog und LKW-Lärm sind, man reißt einfach seine Kilometer – zumindest wenn man das Ende im Blick hat 😉
Dann Ancona – wir wollten versuchen irgendwohin zu kommen, eben erstmal nur weg. Wir haben versucht den besten Preis für die Fähre rauszuschlagen, wir haben die beiden Fähren verglichen, wir haben überlegt mit einem Fischer irgendwohin zu fahren (aber die fahren eben normalerweise nur auf das offene Meer und nachdem wir einmal kurz Halt machten und wir uns die Fische anschauten – da brach ich in Tränen aus, ob der Grausamkeit, diese Tiere dort lebend ersticken zu lassen, vielleicht um die Frische zu unterstreichen, keine Ahnung… aber ab da wollte ich auch eh nicht mehr mit einem Fischer fahren…- wir haben versucht Privatleute zu finden, die uns mitnehmen, bis uns jemand erklärte, dass zu dieser Zeit keiner nach Griechenland oder eine ähnliche Strecke fährt, da das 5-7 Tage dauert und das Wetter im Winter viel zu unstetig und damit sehr gefährlich ist… und wir haben versucht uns doof zu stellen und einfach so auf das Fährgelände zu kommen – aber eine gefährlich strenge Frau mit Sunglasses hat uns gesagt: „Without a ticket, you go anywhere!“ Wir haben es dann nochmal versucht, diesmal über den Fußwegeingang sozusagen (davor waren wir LKW´s 😉 ), aber leider landeten wir wieder bei der Sunglasses Frau… also auch nix…
So we decided to drive by ferry the next day – and to buy a ticket…
Den restlichen Tag haben wir in Ancona verbracht, ein bisschen Musik und Jonglage – wir haben damit eine kleine Horde Kinder beglückt und uns auch, ein bisschen Geld für einen Kaffee verdient, geschlürft, gequatscht, sinniert… und sind spät abends eine Monstersteigung hochgefahren, um mal eben schnell einen Schlafplatz zu finden…
Am nächsten Morgen gings dann ja zum Glück nur runter und das war wiederum sehr geil =-D
Dann haben wir uns die Tickets gekauft, die beiden Jungs sind nochmal containern gefahren und um ca. 16 Uhr stiegen wir in die Fähre ein, Ziel Patra, Griechenland, mit einem lachenden und einem weinenden Auge bei den letzten Blicken auf Ancona, Italien und alles was wir damit verbunden haben…
Italien – Ein Resumée in Kurzform:
Da wir zu dritt sind, haben wir uns gedacht eine einfache (vorurteilsbildende) Pro/Contra-Liste zu machen… also bedenkt das beim Lesen 😉
WAS UNS SEHR GUT GEFALLEN HAT:

..Containerland
..Freundliche, spontane Einladungen auf einen Kaffee oder Pizza
..Freundliches entgegenkommen und Freude der Menschen über und mit uns
..Musikmachen und Jonglieren auf der Straße
..Gebefreundliche Menschen
..Die hübschen Bergdörfer
..Die verfallenden Häuser und Scheunen zum Übernachten
..Das etwas wärmere Wetter
..Ravenna
..Die spontanen Aktionen (übersetzen in der Nussschale, für 2 € das Amphitheater in Verona anschauen, Trampen zu zweit und zu viert mit Gepäck ;-), das Tauschgeschäft Kekse gegen Wein,
..Croissants mit Thunfischfüllung (eine neue Geschmacksrichtung, nur Eugen hat´s nicht geschmeckt)
..das Kommunikationsorgan Hupe (gerade im Gegensatz zu Griechenland, konnten sie sie sehr differenziert einsetzen 😉 )
..Rennradfahrer an den Samstagen und Sonntagen (in Vollkörperkondom)
..der sehr kompetente Tierarzt
..Unterhaltungen mit Straßenkünstlern
..billige Nudeln und billiger Wein
..Infostelle „Bar“ und deren Hilfsbereitschaft
..Espresso und Weinchen

WAS UNS NICHT SO GUT GEFALLEN HAT:

..Touristenmeilen an der Adriaküste
..Viel Müll im Straßengraben
..Verständigungsschwierigkeiten (wir können nicht so viel italienisch und viele dort kein englisch…)
..Viel an den Straßen fahren
..das trockene SuperHighEnd-Gebleicht-Weißbrot
..kaputte Straßen
..Die „Fabrikhunde“ (jetzt in Griechenland wissen wir, wie gut die das haben…)
..der entgeisterte/verwirrte Blick nach der Essensunterstützungsfrage
..die ständige Schießerei
..ihr Fahrstil (eher leichtsinnig und gefährlich, sie kriegen´s aber trotzdem irgendwie hin)
..der Schnee
..Polenta-/Maismehl (das war am billigsten, geht aber nach 5 min noch nicht auf…)

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