Weimar – Karlsruhe
Mit Brot keine Not!
Ab Weimar rollten wir den Städteketteradweg folgend Richtung Eisenach um dann von dort aus der Werra zu folgen. Auch wenn wir schon einige Wochen radeln fühlt sich noch jeder Anstieg anstrengend an und so bevorzugen wir ann doch einen Flussfahrradweg.
Diese Etappe ist für uns eine besondere Herausforderung, denn erst ab Weimar entdeckten wir das geldfreie Vorankommen. Eugen Containert, er taucht gewissermaßen in die Abfallbehälter verschiedenster Lebensmittelläden und holt noch akzeptable Lebensmittel raus und davon nicht zu wenig, dabei werden die Hunde am meisten verwöhnt, denn oft wird abgelaufenes Fleisch weggeschmissen, für uns bleiben dann Gemüse, Tütenzeug und manchmal auch ein Bio Joghurt oder Displayfolie. Eva hat sich auf eine andere Variante spezialisiert, sie fragt direkt in den Lebensmittelläden nach und ernährt uns davon hervorragend, denn die Leckereien, die sie dort bekommt, hat uns noch kein Container geschenkt. Gegen eine kleine Showeinlage gibt es bei den Bäckereien frisches Brot, welches tagelang haltbar ist und manche Essensgewohnheit ablöst und so an nicht so erfolgreichen Tagen als Brotpampe zum Frühstück, als belegtes Brot zum Mittag und am Abend als Brotsuppe dienen kann. Kurz gesagt, Brot geht immer. Es bekommt plötzlich einen anderen Stellenwert in unseren Nahrungsgewohnheiten, im vorherigen Leben wurde versucht darauf zu verzichten, ist es jetzt das Nahrungsmittel Nr.1. Denn Brot bekommt man fast immer und kann es im Notfall mit Wasser und Wildkräutern essen. Es stellt uns die Energie für die Weiterfahrt bereit, und wenn man ein Brot in der Tasche hat, fühlt sich das nach Sicherheit an, denn auch die Hunde verschmähen es nicht.
So fuhren wir von der Werra zum Bahnradweg und auf diesem Richtung Frankfurt am Main. Hier traf ich eine gute Freundin und Hausnachbarin, mit der ich manche gesprächsintensive und entspannende Abende in der Küche verbracht hab. Ein kurzer Austausch über den aktuellen Stand und die soziale Ungerechtigkeit in Frankfurt und dann weiter. Am nächsten Tag in Mainz durften wir von Eva schon lange angepriesene Pfälzer Freundlichkeit genießen und wurden nach einem kurzen Gespräch ins Bootshaus in der Wormser Straße zum Essen eingeladen. So schlugen wir unser Zelt hinter dem Restaurant auf und begaben uns in die warme Stube. Bestens verköstigt und versorgt mit Lebensmitteln für die nächsten zwei Tage ging es den Rhein entlang Richtung Karlsruhe um Eva´s Papa und seine Lebensgefährtin zu besuchen und sich zu verabschieden. Doch leider wollte es der Zufall ganz anders und behielt uns nach einer 10 stündigen Fahrradfahrt in Karlsruhe, denn unser Navigator Eugen musste noch mal für ein paar Tage nach Weimar und mit ihm der Kompass und das Navi. Der Zeiger zeigte auf 24:00Uhr und wir waren völlig erschöpft in Karlsruhe mit einem müden Kopf und schwachen Gliedmaßen. Keine Wegweiser, keine Stadtkarte und die Beschreibungen für die Rausfahrt überforderten uns maßlos, so dass Eugen angerufen werden musste, mit dem Wunsch uns über das Telefon raus zu manövrieren. Er versuchte es nach seinem besten Gewissen. Die Situation richtig erkannt riet er uns in Karlsruhe einen Schlafplatz zu suchen und am nächsten Morgen weiter zu fahren. Ausgerüstet mit Erinnerungen aus verschiedenster Reiseliteratur wurde ein dunkler Park ausgesucht und das Zelt in eine dunkle schattenfrei Kule gestellt. Todmüde war der Schlaf traumlos und zu kurz, denn der Wecker klingelte 5:40 Uhr. Zeit genug um Zelt unentdeckt abzubauen und zu verschwinden. Eine Rundtisch am Bahnhof bot uns den nötigen Schutz vor dem kalten Wetter und nach einem Frühstück mit Fladenbrot, Gemüse und Butter fand sich der Weg wie von alleine. Es war eine spannende und gleichzeitig ein beruhigende Erfahrung für uns, denn ab jetzt wissen wir, dass wir die so verwirrenden, manchmal schrecklichen und angsteinflößenden großen Städte nicht immer an einem Tag durchqueren müssen und mehr Zeit für die Menschen und Sehenswürdigkeiten haben.
Angekommen im wohlig warmen Haus werden neue Kräfte gesammelt, die Fahrräder geputzt und den neuen Gegebenheiten angepasst. Für den herzlichen Empfang und den zwangslosem und weinhaltigen Aufenthalt, möchten wir uns bei Eva´s Papa und seiner Lebensgefährtin bedanken.
(Eugen) Fotos haben wir jetzt nicht geschafft zu erstellen. Sorry. Dafür gibt es in den Schweizer Beträgen viele Fotos.
Von Viktor zusammengefasst.
Bin wieder einmal beeindruckt von den Möglichkeiten die ihr so auf deckt.
Das es gelegentlich möglich ist in Containern von Kaufhallen noch
essbares zu finden ist mir ja schon zu Ohren gekommen. Vor allem wenn meine Frühstücksbanane
schon etwas gebräunt ist muß ich mir schon öfter mal die Frage gefallen lassen ob ich die bei Aldi aus dem Container gefischt habe.
Das man das containern nennt wusste ich natürlich auch noch nicht,.. aber klingt echt gut und seriös.
Das ihr beim Bäcker mit einer kleinen Showeinlage was bekommen habt liegt sicher
an eurem jugendlichen Charm. Wer lässt sich da nicht gern mal umgarnen.
Ich denke mal, wenn ich mit meinen 55 Jahren so was versuchen würde, würden sie mir wahrscheinlich ein altes Brot an den Kopf werfen.. damit ich verschwinde.. gut das könnte
man dann auch noch essen ;).
Viele Erfolg weiterhin, lese gespannt weiter:) m.f. G. Gerd